Wanderfalken Auswilderung in Hamburg
In Hamburg Rothenburgsort in einen alten Wasserturm haben im Jahr 2010 erfolgreich Wanderfalken gebrütet. Sie hatten drei Junge, die man Anfang Juni am Einflugsloch zu ihrem Nest bei der Fütterung beobachten konnte. In der zweiten Juni-Hälfte sollte es so weit sein, dass die jungen Wanderfalken ausfliegen. Dieses geschah dann auch am Wasserturm.
Zwei junge Wanderfalken (Falco peregrinus) sind so gut von ihren Eltern versorgt worden, dass sie bei ihren ersten Flugversuchen aus luftiger Höhe zu Boden glitten und nicht wieder hoch kamen. Die jungen Wanderfalken saßen jetzt am Boden und bettelten lautstark nach Nahrung. Dies ist ein ganz normales Verhalten. Sie bekommen erst wieder Nahrung, wenn sie soviel Gewicht abgenommen haben, dass sie hoch fliegen können. Dieses dauert in der Regel 1 bis 2 Tage.
Und nun komme ich zu einem Problem das sich jedes Jahr wiederholt. Und zwar nicht nur in Hamburg, sondern es kann in allen Städten passieren in denen Wanderfalken brüten. Durch die Unwissenheit und Besorgnis einiger Mitbürger werden jedes Jahr junge Wanderfalken eingefangen, die beim Ausfliegen nur am Boden sitzen und lautstark nach Nahrung rufen. Die Bürger rufen aus Sorge um das Tier die Polizei oder die Tierrettung an. Diese kommen in Hamburg sofort und nehmen die Wanderfalken (Falco peregrinus) mit. Nach der tierärztlichen Untersuchung stellt sich meistens heraus, dass die jungen Wanderfalken kerngesund sind.
Und was wird jetzt mit den jungen Wanderfalken gemacht? Sie kommen in eine artgerechte Auffangstation oder Falknerei. Von dort sollen sie dann später wieder ausgewildert werden. Es ist doch nicht richtig den Eltern die Kinder wegzunehmen und sie an anderer Stelle wieder in die Freiheit zu entlassen.
Der richtige Weg wäre es, gesunde junge Wanderfalken an der Fundstelle auf ein Dach zu setzen. Denn dort sind sie vor Hunden und dem Autoverkehr geschützt. Sobald sie genügend Gewicht verloren haben und fliegen können werden sie von den Eltern wieder mit Nahrung versorgt.
Zwei junge Wanderfalken in Hamburg, vom Wasserturm in Rothenburgsort, wurden auch von der Tierrettung aufgegriffen. Erst nach 16-tägiger Gefangenschaft gelang es uns sie wieder in die Freiheit zu entlassen. Wir haben sie in der Nähe des Wasserturmes auf einem Flachdach freigelassen (ausgewildert).
Das war ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Als die jungen Wanderfalken die Transportkartons verliesen sah man ihnen richtig an, wie sie sich freuten wieder in der Freiheit zu sein. Nun erst mal ein paar Bilder von der Freilassung (Auswilderung).
Wie Ihr jetzt auf den Bildern sehen konntet, kann wohl jeder nachvollziehen wie die jungen Wanderfalken sich gefreut haben wieder bei ihrer Familie zu sein. Der Ruf der jungen Wanderfalken war weit zu hören. Nach Erkunden des Daches flog einer auf das Nachbardach und ruhte sich dort erst mal aus. Den anderen Wanderfalken sah ich nach kurzer Zeit auf dem oberen Rand des Wasserturmes. Dort wurde er noch am gleichen Abend vom Altvogel mit einer gerupften Taube versorgt. Mehr zum Thema Nahrung der Wanderfalken, unter Nahrung der Wanderfalken. Als das Wanderfalken-Männchen zur Jagd aufbrach folgten ihm gleich zwei der Jungvögel.
Ich konnte keinen Unterschied im Verhalten dieser beiden Wanderfalken gegenüber jungen Wanderfalken die nicht in Gefangenschaft waren feststellen. Auch die Eltern der beiden in Gefangenschaft geratenen Wanderfalken verhielten sich so, als wären die Jungen nie von der Familie weg gewesen. Wollt Ihr etwas über das Wissen der Vögel erfahren, dann besucht meine Seite: Was wissen Vögel.
Am nächsten morgen um 5 Uhr besuchte ich die Wanderfalken Familie. Ich wollte sehen, wie sie sich weiter verhalten. Das junge Männchen, das in Gefangenschaft gewesen war saß neben dem Wasserturm auf einem Flachdach und wurde von einer Möwe angehasst. Seinen Ruf hörte man von weitem. Die anderen beiden Jungvögel saßen am Rand des Wasserturmes. Es dauerte auch nicht lange und es kam ein Altvogel mit Beute vorbei. Er übergab die Beute in der Luft einem der Jungvögel. So wurde einer nach dem anderen mit Nahrung versorgt. Mehr zum Thema Beuteübergabe der Wanderfalken und Bilder dazu, unter Wanderfalken bei der Balz.
Ich habe die Wanderfalken Familie noch einige Tage lang beobachtet. Sie haben sich ganz normal falkengerecht verhalten. Wollt Ihr mehr über Wanderfalken in der Stadt erfahren, dann besucht meine Seite: Wanderfalken in der Stadt. Dort findet Ihr Wissenswertes über Wanderfalken (Falco peregrinus).
Jetzt Mitte August habe ich einen der freigelassenen (ausgewilderten) Jungvögel im Hamburger Hafen gesehen, als er sich an einem Lagerschuppen ausruhte. Die Freilassung / Auswilderung war ein großer Erfolg und ich kann nur jedem empfehlen die Wanderfalken die in Gefangenschaft geraten sind gleich wieder in die Freiheit zu entlassen.
Solltet ihr in Hamburg oder der näheren Umgebung hilflos am Boden sitzende Wanderfalken sehen, dann gebt mir Bescheid, damit sie nicht in eine Greifvogelstation kommen sondern ich sie den Eltern wieder zuführen kann.
Junge Falken verlassen erst Ende September, Anfang Oktober ihre Familie und gehen dann auf Partnersuche. Dabei kommt es auch, wenn sie in besetzte Reviere von Falken eindringen zu Kämpfen. Bis sich die richtigen Partner bei den Wanderfalken gefunden haben, kann es Jahre dauern.
Damit wir uns weiter an den Wanderfalken (Falco peregrinus) in Hamburg erfreuen können, muss endlich Schluss mit der illegalen Greifvogelverfolgung in Deutschland sein. Wollt Ihr mehr Informationen über Greifvögel und Eulen wissen, dann besucht meine Seite Greifvögel und Eulen. Sucht Ihr einen Wanderfalken-Steckbrief, dann besucht die Seite der Wanderfalke.
Weiterhin viel Spaß auf meinen Seiten, wie z.B. der Raufußbussard oder die Sumpfohreule. Ihr könnt schon gespannt sein, was Ihr auf meiner neuen Seite Wanderfalken auf der Jagd zusehen bekommt.
Und denkt immer dran, Vogelschutz und Naturschutz ist wichtig.
Beobachtungen, Fotografien, Vogel-Bilder und Autor: Gerhard Brodowski Hamburg