Kükenspringen der Stockente
Hier könnt Ihr miterleben, wie ein Stockenten Weibchen in Hamburg ihre frisch geschlüpften Küken zum Springen ins Wasser animiert. Der Brutplatz liegt im Hamburger Hafen, an einem alten Lagerschuppen in ca. 10m Höhe.
Ich habe, wie viele wissen, auf meiner Seite Wanderfalke und Stockente schon ausführlich berichtet, wie es bei der Stockente am Brutplatz bis zum Schlüpfen ihrer Jungen zuging. Vor einen Jahr hat die selbe Stockente schon mal an der selben Stelle am Lagerhaus im Hamburger Hafen erfolgreich gebrütet. Nur die Küken sind in der Nacht gesprungen. Mehr unter Brutverhalten der Stockente. Und so habe ich erneut ein Jahr auf das Springen der Stockentenküken gewartet. Nun ist es endlich so weit.
Für die, die die Vorgeschichte mit dem Wanderfalken und der Stockente in Hamburg nicht kennen. Der Wanderfalke hat seinen Brutplatz 10 m über dem Brutplatz der Stockente und kam mehrmals während der Brutzeit zum Brutplatz der Stockente. Er griff die Stockente sogar mehrmals auf ihrem Nest an.
Nun zu meiner Beobachtung vom Springen der Stockentenküken. Als ich früh morgens (5 Uhr) am Brutplatz der Stockente ankam, bemerkte ich dass das Weibchen höher im Nest sitzt. Das ist ein Zeichen, dass die ersten Küken geschlüpft sind. Es dauert jetzt einige Stunden bis alle Küken geschlüpft sind, ihre Daunen getrocknet sind, sie das Nest verlassen und alle zusammen in den Kanal springen. Drei Stunden sind vergangen und die ersten Küken kann ich mittlerweile sehen. Das Stockenten Weibchen wird immer nervöser, da die Wanderfalken häufig an ihrem Brutplatz herumfliegen. Sie versucht mit aller Gewalt die Küken unter ihrem Gefieder zuhalten, was nicht immer gelingt. Wenn die Falken vorbei fliegen, hebt sie ihre Flügel um sich größer zu machen (Schutzmaßnahme).
Mittlerweile haben wir es 9.30 Uhr, und plötzlich fliegt das Wanderfalken Weibchen auf das Nest der Stockente zu. Will sie sich ein Küken holen? Das Falken Weibchen verharrt nur ganz kurz am Brutplatz der Ente. Was war los? Hat sie kein Entenküken gesehen? Hat das Falken Weibchen sich an die letzte Begegnung mit der Stockente erinnert, als sie vom Balken gestoßen worden ist? Ich weiß es nicht. Sie flog anschließend zu ihren Jungen zum Brutplatz zurück.
Die Ente wird jetzt immer nervöser. Sie kann kaum die jungen Küken unter ihrem Gefieder halten. Sie schaut immer in alle Richtungen, nicht dass sie noch einmal vom Falken überrascht wird. Würden die Entenküken frei am Brutplatz herumlaufen, könnte der Falke sich vielleicht doch noch ein Küken holen. Zwischendurch schaut sie immer zum Kanal herunter. Will die Ente sehen, wann die Flut im Hafen aufläuft, damit die Küken beim Springen nicht im Hafenschlick versinken?
Und nun ist es so weit, das Wasser kommt. Und plötzlich steht die Stockente auf. Wollen sie jetzt springen? Ihr werdet es gleich auf den nächsten Bildern zusehen bekommen. Die Ente führt ihre Jungen zur Mitte der Luke. Sie zögert nicht lange und springt nach unten in den Kanal, in dem das Männchen schon wartet. Mutige voran, sagt sich das erste Küken und springt auf den Balken, und andere Küken folgen. Einige Küken kriechen unter dem Balken durch um an die Absprungkante zukommen. Das Stockenten Weibchen und das Männchen haben unten im Kanal förmlich alle Hände voll zu tun, um die ganzen schaulustigen Erpel (Enten Männchen) zu vertreiben damit die Entenküken gefahrlos springen können. Und plötzlich sehe ich das erste Küken unten im Kanal zwischen den vielen Erpeln herumschwimmen. Es passiert zu viel auf einmal. Ich muss jetzt verdammt aufpassen, dass ich die Küken beim Springen auch aufs Foto bekomme.
Wie Ihr auf den Bildern sehen konntet ist unten im Kanal im Hamburger Hafen viel los. Ich ließ die Küken nicht mehr aus den Augen, denn ich hatte ja ein Jahr darauf gewartet, um sie beim Springen zu beobachten und dies dokumentieren zu können. Und nun war es so weit. Die Küken stehen oben in der Luke auf dem Balken. Das Erste schwimmt im Wasser und ich hatte es aus der Entfernung (ca. 80m) nicht mitbekommen. Wann entschließen sich die anderen Entenküken zu springen? Ich bin angespannt. Hoffentlich bekomme ich die Entenküken aufs Foto. Und dann springt das Erste los und kurz darauf folgt das Zweite und Dritte.
Die Entenküken sind alle unten im Kanal unbeschadet gelandet. Einige Küken haben sich zum eigenen Schutz in Mauerspalten versteckt, bis sie vom Weibchen geholt wurden. Es dauerte ein Weile bis sich alle jungen Enten wieder vereint haben. Als sich alles unten im Hafenbecken beruhigt hatte bemerkte ich auch, dass das Wanderfalken Männchen das Springen der Entenküken beobachtet hat. Will der Wanderfalke sich doch noch ein Küken holen? Ich habe schon mehrmals gesehen, dass junge Falken kurz vor dem ausfliegen lebendige Beute ins Nest bekommen. Mehr zum Thema, unter der Gerfalke.
Nun geht die ganze Enten-Familie im Hamburger Hafen auf große Erkundungstour. Sie schwimmen im Kanal an der Kaimauer entlang und ich verliere sie aus den Augen. Ich packe meine Sachen zusammen und fahre den Kanal entlang, um zusehen wie sie den ersten Tag im neuen Umfeld erleben.
Als ich langsam die Straße lang fahre hörte ich auf einmal Möwengeschrei hinter einem Lagerschuppen. Was war da los? Ich schaute nach. Die Entenfamilie wird von Silbermöwen im Hamburger Hafen angegriffen. Die eine Silbermöwe hat ein Küken im Schnabel und eine andere Möwe versucht ihr das Küken abzujagen. Da könnt Ihr sehen, was für eine Gefahr von Groß-Möwen ausgeht. Gerade mal knapp zwei Stunden im Wasser, und schon ist das erste Entenküken ihren Feinden zum Opfer gefallen. Das Weibchen schwimmt mit ihren Jungen weiter.
Um zu sehen wie viele Entenküken den ersten Tag überleben, darf ich sie nicht aus den Augen verlieren. Was im Hafen von Hamburg nicht so einfach ist. Als ich ein Stück weiter wieder Zugang zum Kanal hatte, sehe ich dort etwas schwimmen. Es ist ein totes Küken. Wurde es beim letzten Möwenangriff so stark verletzt, dass es an den Verletzungen verstarb? Ich weiß es nicht.
Ein kleines Stück weiter schwimmt das Weibchen nur mit drei Küken. Da fehlt doch noch eins, wo ist es geblieben? Es sieht so aus als ob sich ein Fisch (Hecht) ein junges Küken geholt hat. Das Weibchen schwimmt auf der Stelle im Kreis, als wäre etwas unter ihr. Das gleiche Verhalten habe ich bei den Nilgänsen gesehen, als sie ein Junges an den Hecht verloren haben. Der Tag neigt sich dem Abend und drei Junge sind Opfer der Fressfeinde geworden. So ist es in der Natur, der eine ist für den Erhalt der anderen da.
Die Stockenten-Familie habe ich in den nächsten Tagen nicht aus den Augen gelassen. Ich sah sie fast täglich, wenn ich bei meinen Beobachtungen bei den Wanderfalken war. Sie schwammen im Hafenbecken und man merkte förmlich, dass das Weibchen mit Feinden und mit vertreiben von Störenfrieden Erfahrung gesammelt hat. Es durfte keiner zu nahe an ihre drei verbliebenen Jungen kommen. Ich hoffe Ihr habt weiterhin an meinen Beobachtungen im Hamburger Hafen und in der Natur Freude. Wollt Ihr weitere Enten-Bilder sehen, dann besucht meine Seite, Enten-Bilder mit Namen.
Wollt Ihr auch Bilder von Gänseküken springen sehen, dann besucht meine Seite:
Weiterhin viel Spaß auf meinen Seiten, wie z.B. Hamburg Natur oder der Zaunkönig.
Beobachtungen, Fotografien, Vogel-Bilder und Autor: Gerhard Brodowski Hamburg